Offener Brief an Stadtrat Rainer Tippmann

Sehr geehrter Herr Tippmann,

mit großer Bestürzung haben wir, die Mitglieder des Partnerschaftskomitees „Freiberg-Darmstadt", ihre Äußerungen zu unserer Partnerstadt in der Freiberger Zeitung am 8. Juni 2010 gelesen. Wir sind fassungslos, wie sich ein Repräsentant der Stadt Freiberg zu solchen Bezeichnungen hinreißen lassen kann. Und wir schämen uns gegenüber unseren Partnern und den Bürgern von Darmstadt.

Ja, Sie haben als Stadtrat auch die Pflicht, die von der Stadt Freiberg geschlossenen Verträge zu achten. Konkret geht es hier um den Partnerschaftsvertrag vom Juni 1990 zwischen den Städten Freiberg und Darmstadt. Genau 20 Jahre wird dieser Vertrag in diesen Tagen alt und wir schicken uns an, dieses Jubiläum in den nächsten Tagen und Wochen in beiden Städten zu feiern. Aus diesem Anlass hat sich unser Komitee daran gemacht und eine Chronik dieser 20-jährigen Zusammenarbeit verfasst, diese wird in der laufenden Woche ausgeliefert und wir empfehlen sie Ihnen dringenst zur Lektüre und zur Verbesserung Ihres Wissensstandes.

Sie werden darin eine Vielzahl von Wortmeldungen finden von Menschen, die über materielle und ideelle Unterstützung berichten, die beim Aufbau unserer Verwaltungen, bei der Ausbildung ebenso wie bei der Wiedergründung der Stadtwerke und der Ausrüstung der Feuerwehr die Darmstädter Freiberg zu Teil werden ließen.

Wir verstehen Städtepartnerschaft als bürgerschaftliches Engagement, die Stadtverwaltungen schaffen den Rahmen aber die Bürger gestalten diese Zusammenarbeit der Schwesterstädte aus. Meinen Sie etwa, dass die Darmstädter Bürger verstehen, was Sie als „Deal mit dem Bauverein" bezeichnen? Nein, aber sie verstehen sehr wohl, dass man sie und ihre Stadt beleidigt, wenn Sie Darmstadt als „Gaunermetropole" bezeichnen.

Wir möchten an dieser Stelle nicht die Thematik der Verträge zwischen der bauverein AG und der Städtischen Wohnungsgesellschaft behandeln, aber offensichtlich haben Sie Ursache und Wirkung vertauscht. Nach der Sächsischen Gemeindeordnung sind Sie als Stadtrat frei in Ihren Entscheidungen und nur Ihrem Gewissen verpflichtet, können Sie die Beleidigung einer Stadt und ihrer Bürger – noch dazu einer Partnerstadt – mit Ihrem Gewissen vereinbaren?!

Am kommenden Wochenende wird eine Delegation, zusammengesetzt aus Vertretern der Freiberger Verwaltung und unseres Komitees, nach Darmstadt reisen um beim traditionellen Europawochenende auch das 20-jährige Bestehen unserer Städtepartnerschaft zu feiern.

Wir hatten uns auf ein unbeschwertes Fest gefreut und wollen unsere Chronik überreichen. Nun werden wir viele Fragen zu beantworten haben und können uns immer wieder nur entschuldigen!

Zum Bergstadtfest wollen wir ebenfalls des Jubiläums gedenken, aus diesem Anlass hat sich der ehemalige OB Günther Metzger angesagt, ein Mann, der unheimlich viel für Freiberg und seine Menschen in den ersten Jahren des demokratischen Neuaufbaus getan hat; das wäre Ihre Gelegenheit für eine persönliche Entschuldigung!

Im Namen und Auftrag des Freiberger Partnerschaftskomitees

Dr. Wolfgang Stölzel Joachim Helm

Freiberg, am 8.Juni 2010